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Jobs und Spiele – was kann ein Escape Game beim Recruiting leisten?
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Jobs und Spiele – was kann ein Escape Game beim Recruiting leisten?

Jobs und Spiele – was kann ein Escape Game beim Recruiting leisten?

Mark Heinrich
21 August 2018

Wir hatten bereits in einem vorangegangenen Beitrag das Thema Recruiting kurz angesprochen, wollen es aber hier anhand eines konkreten Beispiels ein bisschen weiter vertiefen.

Auf der Cebit im Februar 2016 stellte nämlich der Münchner Elektronikkonzern Rohde & Schwarz einen schwarzen Schiffscontainer auf seinen Messe-Stand in Halle 11 und schloss dort Studentengruppen auf ein kleines Escape Game Spiel ein. Natürlich wurden die Bewerber vom externen Monitoring intensiv beobachtet, analysiert und evaluiert.

Neben dem innovativen Escape Game hat das Unternehmen auch vorher schon spielerische Elemente beim Recruiting verwendet. So wurde seit 2004 ein Wettbewerb für Studenten veranstaltet. Ursprünglich trug dieser Wettbewerb den bürokratischen und eher trockenen Namen „Fallstudienwettbewerb“, inzwischen nennt ihn das Unternehmen „Engineering Competition“. Auch hier wurde eine Geschichte erfunden, ein Problem gegeben und die Bewerber mussten dann in Gruppen die Lösung finden. Allerdings wurde niemand dramatisch in einen Schiffscontainer gesperrt, es gab mehr Zeit, um das Problem zu lösen und der Wettbewerb wurde Firmenintern vorbereitet und durchgeführt. Im Falle des Escape Games wurde dieses von einem Profi Team entworfen.

Recrutainment

Sobald sich die schwere Stahltür des Schiffscontainers geschlossen hatte, war das Team aus Nachwuchs-IT-Spezialisten dann völlig auf sich gestellt um innerhalb der nächsten 60 Minuten folgende Aufgabe zu lösen:

Der berühmt-berüchtigten Hacker Lord Lulz plant einen gekonnten und gezielten Angriff auf einen der weltweit größten Internet-Knoten. Um den Angriff abzuwehren mussten die Studenten ihre Fähigkeiten insbesondere im Bereich Kryptologie unter Beweis stellen. Das Ganze war selbstverständlich nur als echte Teamwork möglich.

Das Escape Game „Crack the Code“ gehört nämlich neuerdings zum Recruiting des Unternehmens. Interessanterweise werden hier zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen:

Zum einen erhofft sich das Unternehmen geeignete Kandidaten zu finden. Diese werden durch das Spiel auf Ihre Fähigkeit zur Teamarbeit, auf Ihre Pfiffigkeit und sonstige Eigenschaften hin überprüft.

Zum andern – und das ist besonders pfiffig, macht das Münchner Unternehmen bei vielversprechenden Studenten auf sich aufmerksam, denn im IT Sektor herrscht zur Zeit durch aus Mangel an qualifizierten Fachkräften und die in Frage kommenden Kandidaten werden hart umkämpft. Im Falle von Rohde & Schwarz sollten insbesondere Studenten, die sich für Verschlüsselungstechnik interessieren, angesprochen werden.

Laut Ammar Alkassar, CEO von Rohde & Schwarz Cybersecurity sollte den potentiellen Kandidaten vermittelt werden, dass Kreativität, die Suche nach ungewöhnlichen Lösungen und das Entwickeln neuer Ideen bei dem Unternehmen großgeschrieben werden.

Das Container-Spiel erlebte auf der Cebit riesigen Zulauf, die interessierten Studenten mussten z.T. ziemlich lange warten, biss sie an der Reihe kamen.

Anklang, manche Interessenten mussten lange warten bis sie an der Reihe waren.

Was haben die Recruiter vom Escape Game?

Die Recruiter verfolgen natürlich das Geschehen im Escape Room – in diesem Fall im inneren des Containers – über Kameras und Mikrofone. Dabei wird es ihnen ermöglicht, verschiedene Aspekte zu bewerten und einen wertvollen Eindruck über die Eigenschaften Stärken und Schwächen der Kandidaten zu erlangen.

So können sie Folgendes beobachten:

  • wie Kandidaten an das Lösen von Aufgaben herangehen,

  • wie sie sich in der Zusammenarbeit mit anderen verhalten

  • wie sie auf Zeitdruck und Probleme reagieren

  • wie sie Beziehungen zu Mitarbeiter aufbauen

  • ob der betreffende Kandidat von sich aus Verantwortung übernimmt und eventuell als Leader fungiert

  • ob auf der anderen Seite ein Kandidat eher Mitläufer ist

Die Unternehmen können also die Bewerber wesentlich ausführlicher und auf natürlichere Weise beurteilen, als dies in einem simplen Bewerbungsgespräch und eventuellen Standardisierten Tests möglich wäre.

Zum anderen hilft Recrutainment aber auch, überhaupt auf das eigenen Unternehmen aufmerksam zu machen. So ist Thomas Teetz, bei Rohde & Schwarz für Personalmarketing und Recruiting verantwortlich, vom Nutzen des innovativen Recruiting-Ansatzes völlig überzeugt. Denn talentierte Mitarbeiter sind schwer umkämpft und werden oft von den Großen der Branche angelockt. Durch den innovativen Ansatz stehen sie längst nicht mehr auf dem zweiten Platz, was das Interesse bei Bewerbern angeht.

Durch das Einschlagen eines neuen und originellen Weges beim Recruiting werden die Emotionen der potenziellen Mitarbeiter angesprochen. Zudem stellt sich das Unternehmen als modern, kreativ, hipp und zukunftsorientiert dar.

Wichtig: Professionelles Vorgehen

Damit beide Modelle auch wirklichen Erfolg bringen, muss das Unternehmen professionell und systematisch vorgehen. Wer denkt, es sei genug, einfach mal eine Gruppe Leute beim Spielen zu beobachten und dann den sympathischsten und pfiffigsten Mitspieler auszuwählen, der liegt schief.

Damit dieses Modell auf Dauer Erfolg hat, sollte es gewissenhaft dokumentiert werden und die Ergebnisse statistisch erfasst und ausgewertet werden.

So sollte man bei jedem Recruiting Prozess dokumentieren, wie viele Kandidaten Interesse zeigten, wie viele von diesen Tatsächlich eingestellt wurden und wie viele von den Eingestellten Mitarbeiter nach einer gewissen Zeit als die richtige Wahl bestätigt wurden. Nur so kann man auf Dauer die echte Wirksamkeit und Funktionalität der Escape Games als Recruiting Tool bewerten.

Auch die Entwicklung von Checklisten zur Bewertung und Protokollen zur Vorgehensweise der Recruiter sind wichtig, denn so kann man sicherstellen, dass jedes Recruiting, unabhängig davon, wer im Evaluierungskomitee sitzt, so objektiv wie möglich durchgeführt wird.

Wir finden es jedenfalls toll, dass Escape Games nicht nur zum Spielen und zur Unterhaltung dienen, sondern sich auch in anderen Bereichen etabliert.


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