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Live Escape Game als PR Maßnahme – eine neue, durchaus didaktische Tendenz
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Live Escape Game als PR Maßnahme – eine neue, durchaus didaktische Tendenz

Live Escape Game als PR Maßnahme – eine neue, durchaus didaktische Tendenz

Mark Heinrich
19 Juni 2019

Live Escape Games sind nach wie vor beliebt, ja vielleicht sogar beliebter denn je. Kein Wunder, dass mittlerweile Exit Räume auch gerne als PR Maßnahmen eingesetzt werden, um auf das eigenen Unternehmen, Organisation oder Institution aufmerksam zu machen.

So wurden bereits des Öfteren ein Live Escape Game bei verschiedenen Messen als Stand Attraktion eingesetzt. Da es mittlerweile zahlreiche mobile Anbieter gibt, ist dies heutzutage kein Problem mehr, denn man ist nicht mehr an bestimmte Räumlichkeiten gebunden.

In jüngster Zeit haben aber auch eher untypische Institutionen das Escape Game für sich und die eigenen PR Arbeit entdeckt. Wir möchten unseren Lesern in diesem Beitrag zwei gelungene Beispiele zu diesem Trend vorstellen.

Ein pfiffiges Freilichtmuseum mit Exit Game

Etwas südlich von Frankfurt gelegen trifft man auf das Rheinland-Pfälzische Freilichtmuseum. Als dort eine clevere Volontärin tätig war, hat sich diese den Kopf darüber zerbrochen, wie man ein jüngeres Publikum ansprechen und ins Freilichtmuseum locken könnte. Im Rahmen Ihrer Überlegungen analysierte Julia Diendorf – die motivierte Volontärin – warum die gewünschte Zielgruppe das Freilichtmuseum als wenig attraktiv wahrnahm. Dabei kam sie zu dem Schluss, dass für viele Jugendlich das Anfassen irgendwie dazugehört, dies aber im Museum typischerweise nicht erlaubt ist. Was man im Falle des Louvre und der Mona Lisa auch als Teenager einsehen mag, ist im Falle des realitätsnahen Freilichtmuseum anscheinend besonders schwer. Nach einigem Nachdenken wurde dann die Idee zum Freilicht-Escape Game geboren. Hier darf man anfassen und irgendwie die Geschichte hautnah selbst erleben.

Freilicht-Escape Game

Der größte Unterschied zwischen dem Museum Escape Game und dem klassischen Exit Room liegt zunächst darin, dass ersteres einen klaren Bildungsauftrag hat. Denn es soll nicht einfach irgendein beliebiges Escape Game gespielt werden, sondern etwas, das auch Wissen vermittelt.

Hier stehen neben dem ganz normalen Spaß, Kreativität und Entdecken auch das Aneignen von echtem Wissen im Vordergrund. Natürlich muss genau wie bei jedem „normalen“ Exit Raum auch, kräftig gerätselt, kombiniert, geknobelt und gesucht werden.

Das Live Escape Game im rheinland-pfälzischem Freilichtmuseum spielt im Jahr 1948 und hat Bezug zur Baugruppe Mittelrhein-Westerwald, in dem das Haus steht. Obwohl die Geschichte selbst fiktiv ist, hat sie jedoch einen realen Bezug. Protagonist ist ein Fotograf, der an der Koblenzer Rittersturzkonferenz der Ministerpräsidenten im Juli 1948 für die Rhein-Zeitung Fotos machen soll. Diesen Fotografen gab es sogar wirklich. Allerdings sind die im Exit Raum erlebten mysteriöse Zwischenfälle dann natürlich fiktiv. SO gibt es beispielsweise ein durch einen Zauberwürfel angedeuteten Zeitsprung, der natürlich nicht echt sein kann. Allerdings ist dieser kleine Trick in einem Museum eine tolle Sache, denn die Teilnehmer bekommen jede Menge historische Daten und dürfen historische Objekte anfassen. Die Jugendlichen erleben so Geschichte auf eine lebendige, spannende und verständliche Art.

Das Projekt hat großen Spaß gemacht. Wissensvermittlung hautnah und historische Objekte zum Anfassen – das gibt es selten im Museum! – Julia Diendorf –

Mit einem Exit Game in der Bibliothek die Leselust fördern

Lehrer und Eltern klagen oft, dass die heutige Jugend einfach kaum noch Spaß am Lesen hat. Videospiele, Virtuelle Realität, Netflix und Smartphones schienen einfach attraktiver. Deshalb versucht die Stadtbibliothek in Berlin-Mitte seit Januar diesen Jahres (2019) die jungen Menschen mit einem spannenden Exit Room ins die Bibliothek zu locken.

Hierbei müssen die Spieler ein lang verschollenes Manuskript finden. Hierzu gehen sie auf eine aufregende Zeitreise.

Zeitreise und moderne Hilfsmittel

Das Ganze ist generell ziemlich gut gelungen, allerdings sind die Umsetzer beim neuen Escape Game „Das verschollene Manuskript“ nicht 100% konsequent gewesen. Denn das eigentliche Geschehen findet im Berlin der 30-er Jahre statt. Moderne Hilfsmittel wie Tablets und Apps gab es da natürlich nicht, allerdings werden beide Gadgets dennoch unbekümmert von den Entwicklern eingesetzt.

Ziel des Exit Games ist das Knacken des Code eines Tresors, in dem sich das verschollene Manuskript des bekannten Schriftstellers Kurt Tucholsky befindet. Denn der Autor musste im Zuge der der Bücherverbrennung vor den Nazis ins Exil flüchten. Die Hintergrund Geschichte ist sehr gelungen und bringt die Problematik der Zensur durch die Nazis und deren Schreckensherrschaft mit einem anschaulichen Beispiel näher.

Der pfiffige Escape Room darf von jedem gespielt werden, und zwar mit oder ohne Bibliotheksausweis. Denn schließlich möchte man ja Jugendliche erreichen, die sich bislang nicht für die Bibliothek und das Lesen interessiert haben. Allerdings gibt es eine Alterseinschränken, denn es darf erst ab 16 Jahren gespielt werden. Die zulässige Gruppen Größe liegt bei 5-6 Personen. Der Termin muss zuvor abgemacht werden und der Eintritt ist frei – eine wirklich attraktive Sache für Escape Game Fans.

Mit dem neuen Exit Game möchte sich die Stadtbibliothek öffnen und neue Zielgruppen und Jugendliche ansprechen. Denn genau bei dieser Gruppe geht die Ausleihkurve laut Angaben der Stadtbibliothek nämlich stetig bergab.

Wir finden jedenfalls, dass beide Beispiele ein guter didaktischer Ansatz sind!


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